Aktuelles

Forschungsprojekt: Verschickungskinder

Erfahrungen und Hintergründe der Verschickungskinder in den Einrichtungen des Vereins für Kinder- und Jugendgenesungsfürsorge und der Rudolf-Ballin-Stiftung

Unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Richter führt die Ev. Hochschule seit Januar 2021 ein auf zweieinhalb Jahre angelegtes Lehrforschungsprojekt zu den „Erfahrungen und Hintergründen der Verschickungskinder des Vereins für Kinder- und Jugendgenesungsfürsorge und der Rudolf-Ballin-Stiftung“ durch. Im Rahmen der Forschungs- und Entwicklungswerkstatt werden daran ab dem Wintersemester 2021/22 rund 12 Studierende des M.A. Soziale Arbeit beteiligt sein.

In der medialen Berichterstattung erhalten seit 2019 die Erfahrungen und Erinnerungen von „Verschickungskindern“ verstärkte öffentliche Aufmerksamkeit – Menschen, die in noch jungen Jahren getrennt von ihren Familien für mehrwöchige Aufenthalte zur vorbeugenden Kur oder „Genesung“ in von Krankenkassen, Wohlfahrtsverbänden oder (halböffentlichen) Stiftungen getragenen Kinderkureinrichtungen untergebracht wurden. Über die Geschichte dieser Institutionen und ihre sich wandelnden gesundheitspräventiv-pädagogischen Zielsetzungen liegen bisher nur wenige, forschungsmethodisch gesicherte Erkenntnisse vor. Dies betrifft insbesondere die  konkreten Erfahrungen, die Heranwachsende dort machten. Zahlreiche der bisher publizierten Berichte ehemaliger Verschickungskinder machen allerdings deutlich, dass die zeitgenössisch weitverbreiteten Behandlungspraktiken stark beschämend-demütigenden Charakter hatten und das seelische Wohl von Kindern nur sehr unzureichend berücksichtigten.

Welche Erfahrungen Hamburger Kinder in den Kureinrichtungen in (halb-)öffentlicher Trägerschaft machten und wie diese rückblickend einzuordnen sind, steht deshalb im Zentrum des von der Sozialbehörde und Rudolf-Ballin-Stiftung in Auftrag gegebenen und in Teilen aus Eigenmitteln finanzierten Lehrforschungsprojektes. Das Forschungsvorhaben bezieht die Studierenden des Master-Studiengangs Soziale Arbeit und ihre Erkenntnisinteressen gezielt ein. Es soll damit einen Beitrag zur zukünftigen, an Kinderrechten orientierten Ausgestaltung stationärer Erziehung, Betreuung und Versorgung liefern. Damit baut es auf langjährigen Erfahrungen der Ev. Hochschule in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und Beforschung von institutionellen Erziehungspraktiken aus Akteur_innenperspektive auf.

Ziel ist es, ein möglichst differenziertes Bild zu den Erfahrungen ehemaliger Verschickungskinder, den zeitgenössischen Gesundheitsfürsorgepraktiken sowie ihrer institutionellen, konzeptionellen und personellen Rahmung zu erhalten.

Das Forschungsprojekt wird durch einen Wissenschaftlichen Beirat begleitet, dem ehemalige Verschickungskinder, Wissenschaftler_innen unterschiedlicher Disziplinen sowie Vertreter_innen der Auftragsgeber_innen angehören sollen. Zur Erläuterung und Diskussion des konkreten Fortgangs der Untersuchung sind mehrere Rückkoppelungsschleifen zwischen Forschenden und Beirat vorgesehen.

Wenn Sie Fragen zur Anlage und Ausrichtung des Forschungsprojektes haben oder sich als Interviewpartner_in zur Verfügung stellen möchten, melden Sie sich gerne unter der unten stehenden E-Mail-Anschrift.

Kontakt

Prof. Dr. Johannes Richter

E-Mail: Forschung_Kinderverschickung_eh(at)rauheshaus.de

Weiterführende Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie hier.

Zurück
Prof. Dr. Johannes Richter und Prof. Dr. Sarah Meyer