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Aufzeichnung des Vortrags - Geschlecht, Sprache und Diskriminierung

Im Rahmen des Projekts „Vielfalt an deutschen Hochschulen“, das von der deutschen Hochschulrektorenkonferenz ausgeschrieben wurde und an dem die evangelische Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie teilnimmt, veranstalten wir eine Vortragsreihe zum Thema Diversität. Der zweite Vortrag in dieser Reihe fand am 16.11. 2023 statt. Leider musste die Veranstaltung wegen des Bahnstreiks komplett in den digitalen Raum verlegt werden.

Den Vortrag hielt Professens Lann Hornscheidt zum Thema Geschlecht, Sprache und Diskriminierung.
Lann Hornscheidt hatte bis 2017 eine Professur für Sprache und Gender an der HU in Berlin inne, verließ dann aber diese Stelle, da Universität für ens, wie in der sehr anregenden Diskussion nach dem Vortrag deutlich wurde, eine der konservativsten und Machtverhältnisse bewahrendsten Institutionen der Gesellschaft seien. Lann Hornscheidt hat zahlreiche Bücher verfasst, u. a. „Exit Gender“ mit Lio Oppenländer. Als Personalpronomen ohne zu gendern zog Lann Hornscheidt daher konsequent zunächst „Ex“ vor, inzwischen wird die Form „ens“, der Mittelteil von „Mensch“ von ens bevorzugt, da dieses Pronomen sich nicht mehr auf das Gendern bezieht.

Ens hob hervor, dass Sprache gesellschaftliches Handeln ist, das zwischen Menschen stattfindet, auf diskriminierenden Sprachpraktiken und eben solchen Semantiken aufbaut aber den Zweck haben sollte, gegenseitige Verständigungen zu befördern. Oberstes Ziel von Sprache ist es, sich gegenseitigen Respekt auszudrücken und auf Diskriminierungserfahrungen Rücksicht zu nehmen. Das Beharren darauf, so zu „sprechen, wie einem oder einer der Schnabel gewachsen“ sei, vereinfache Sprachhandeln, da es Sprache als ein neutrales Werkzeug zum ausdrücken vorgegebener Sachverhalte deute. Mit zahlreichen, intelligent gewählten Beispielen kann ens diese Thesen anschaulich untermauern. In der abschließenden Diskussionsrunde kommen wir auf Schule zu sprechen und Lann Hornscheidt führt aus:
“Ich würde mir einen Deutschunterricht wünschen, in dem Kinder und Jugendliche Empowert werden, zu versuchen, sich kreativ, differenziert und respektvoll sprachlich auszudrücken, indem sie hier Sprache als ein unglaublich schönes, vielfältiges, dynamisches Medium erleben könnten, mit dem sie hantieren können, mit dem sie um Ausdruck ringen können, warum sie überhaupt mit anderen Menschen sprechen: Um sich Welten zu eröffnen, sich kennen zu lernen und dazu gehört es, zu hadern, an Sprache zu zweifeln.“
Das mag auch auf den Unterricht an Hochschulen übertragbar sein!

Dieses schöpferische Potential von Sprache zu entdecken, könnte vielleicht den vielerorts so emotional geführten Kampf um die richtigen Worte eine neue Dimension geben. Ein lohnenswerter Vortrag mit einer sehr inspirierenden Diskussion zum Abschluss!

Der Vortrag ist mit Schrift-Dolmetschung für taube oder schwerhörige Menschen und für Menschen, die einen vorgetragenen Text gerne mitlesen. Das gibt dem Vortrag eine eigene, gedankenfreundliche Geschwindigkeit.

Hier geht es zum Vortrag

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