Pilot-Forschungsprojekt RELAB - Reallabor Alte Bäckerei

Die Evangelische Hochschule startet im Juni 2021 ein neuartiges Forschungs-Kooperationsprojekt mit dem Stiftungsbereich „Teilhabe mit Assistenz“ (TmA) des Rauhen Hauses. Es besteht darin, die Lebensqualität der Bewohner_innen im neu eröffneten Wohnhaus „Alte Bäckerei“ in regelmäßigen Abständen von sechs Monaten mit einem Fragebogen mehrdimensional zu erheben. Die zentralen Fragen lauten: Inwiefern können die Bewohner_innen ihr Leben so führen, wie sie es gerne möchten und welchen Anteil hat daran die (veränderte) Wohn- und Assistenzsituation?

Damit besteht für den Stiftungsbereich TmA die Chance, Erkenntnisse für die fortwährende fachliche Feinjustierung des eigenen Leistungsangebotes zu erhalten. Zugleich erfährt das neue Fachkonzept „Wohntraining“ auf diese Weise eine wissenschaftliche Evaluation. Darüber hinaus sind generalisierbare Erkenntnisse über die Wirkung der veränderten Wohnformen erwartbar, wie sie sich durch das BthG ergeben. Hieran hat die Hochschule ein besonderes Interesse.

 

Projektstart: Juni 2021 

Ansprechpartner_innen:

Der theoretische Bezugspunkt des eingesetzten Fragebogens ist der Ansatz der „Verwirklichungschancen“ (Capability Approach). Hierbei handelt es sich um ein Modell der Erfassung von Wohlfahrt, das mit den Namen Amartya Senn sowie Martha Nußbaum verbunden ist und seit einigen Jahren in der Sozialen Arbeit diskutiert und angewandt wird. Gefragt wird hier, welche Chancen eine Person unter gegebenen Lebensumständen hat, die Lebensführung zu verwirklichen, die ihren Vorstellungen entspricht. Es geht somit um „Lebensführungsfähigkeit“ oder „Daseinsmacht“. Dies meint zum einen die individuelle Kompetenz, über die eigene Lebensgestaltung entscheiden zu können und zugleich die Ressourcen in Reichweite zu haben, derer es für die selbst gewünschte Lebensführung bedarf. Der Blick richtet sich somit sowohl auf die Fähigkeiten der Person als auch auf die Rahmenbedingungen, die sie im Sinne einer Ausstattung zur Verfügung hat.

Das Vorhaben versteht sich als Pilotprojekt insofern, als es eine neuartige Kooperation zwischen Forschung und Praxis erprobt und herausfinden möchte, ob und wie diese Art der Forschung möglich ist. Es versteht sich als Reallabor im Sinne der Idee, den (fachlichen) Alltag im neuen Wohnhaus „Alte Bäckerei“ zum Mittel der Erkenntniserweiterung zu nutzen. Das Projekt entspricht zentralen Anliegen der Teilhabeforschung, auch der Versorgungs- und Nutzer_innenforschung - und ist für den Stiftungsbereich TmA zugleich eine Maßnahme der Qualitätsentwicklung.

Verantwortet wird das Projekt auf Seiten des Stiftungsbereichs Teilhabe mit Assistenz durch die Stiftungsbereichsleitung Ulrike Stelljes, auf Seiten der Evangelischen Hochschule durch Dr. Anneke Wiese und Prof. Dr. Matthias Nauerth.

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