Was erzählen euch eure Großeltern? Ihr wisst nichts? Dann fragt sie!
... Wir besuchten die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem und erlebten, was der Auschwitz-Überlebende Jean Améry (1912-1978) so ausgedrückt hat: "Niemand kann aus der Geschichte seines Volkes austreten. Man soll und darf die Vergangenheit nicht 'auf sich beruhen lassen', weil sie sonst auferstehen und zu neuer Gegenwart werden könnte."
Wir führten viele Gespräche: mit einer Therapeutin, die mit Holocaust-Überlebenden arbeitet und uns fragte: „Was erzählen Euch Eure Großeltern über die Zeit des Nationalsozialismus? Ihr wisst nichts? Dann fragt sie!“ Mit deutschen Studierenden, die ein Jahr in Jerusalem Theologie studierten, mit dem Juden Ben und mit Moira, die mit einem Palästinenser verheiratet war. Beide haben durch den Nahostkonflikt einen nahen Menschen verloren und engagieren sich in der Versöhnungsarbeit von „Parents Circle-Families Forum“. Und wir hatten die Gelegenheit, mit David Witzthum zu sprechen, einem der renommiertesten Fernsehjournalisten Israels.
Blick auf Massada mit dem Toten Meer im Hintergrund
Wir erlebten auch, wie schnell eine Situation in Israel sich zuspitzen kann. Am 19. Juni 2014 wurden drei jüdische Schüler von Mitgliedern der Hamas entführt, wie die Hamas am 23. August zugibt. Ende Juni werden die Jugendlichen tot aufgefunden, diese Nachricht erreicht uns während der Übertragung eines der WM-Spiele. Am 2. Juli wird die Leiche eines verschleppten 16-jährigen Palästinensers in einem Wald bei Jerusalem gefunden, am 8. Juli, fünf Tage nach unserer Abreise aus Israel, eskaliert der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern zum Gaza-Krieg, der 50 Tage andauert. Die Nachrichten dieses Krieges hörten wir nun schon zu Hause und unsere Gedanken waren und sind bei den Menschen, die wir in Israel getroffen haben und die sich für ein friedliches Zusammenleben einsetzen.
Diese Reise war schön und sie hat uns betroffen gemacht. Geschichte und Gegenwart Israels und Palästinas sind uns nahe gekommen und werden uns weiterhin beschäftigen, im Studium, als zukünftige Diakone und Diakoninnen, als zukünftige Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen. Die Bilder, die Eindrücke, die Gespräche und Erlebnisse bleiben. Von unserem Eindrücken haben wir bei einer Hochschulveranstaltung im Januar 2015 berichtet.
Prof. Dr. Ulrike Suhr