Blick auf Aarhus im Sommer ©Antony McAulay / Adobe Stock
Austausch mit Aarhus

Hamburg – Aarhus – und zurück

Seit 2017 findet unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Suhr ein regelmäßiges Treffen von Studierenden der Evangelischen Hochschule und der Diakonieschule Aarhus statt. Inzwischen hat sich der Austausch verstetigt und der Besuch wird als fester Bestandteil in die Ausbildung als Diakon_in an der Evangelischen Hochschule integriert.

Studierende des Diakonieseminars zu Besuch in Aarhus

Nachdem in den letzten zwei Jahren Studierende aus Aarhus in Hamburg zu Besuch waren, reiste vom 10. bis zum 13. April 2019 nun die erste Studiengruppe für einen viertägigen Gegenbesuch nach Aarhus. Hierbei wurde den Studierenden ein vielseitiges Programm geboten. Sie bekamen das dänische Diakonie- und Kirchensystem näher gebracht, diskutierten mit den dänischen Studierenden den Aufbau und die Struktur der Diakonieausbildungen, die eigene Studienmotivation sowie den eigenen Glauben und machten zahlreiche Ausflüge zu diakonischen und sozialarbeiterischen Einrichtungen. In einer kirchlichen Gemeinde in Viby stellten die dortigen Diakon_innen den Studierenden verschiedene Projekte der Gemeinde, wie zum Beispiel das Sozialcafé oder den eigenen Secondhand-Laden, vor. Des Weiteren fand ein Besuch der Church Army statt, welche mit der Stadtmission in Deutschland vergleichbar ist. Dort wurden den Studierenden die Wärmestube und die Werkstätten gezeigt, deren Produkte nach dem Prinzip des Upcycling in einem Laden in der Innenstadt verkauft werden. Ebenfalls auf dem Programm stand ein Besuch des Freiwilligencenters von Aarhus, das als Anlaufstelle für hilfesuchende Menschen sowie als Koordinations- und Organisationsstelle von Freiwilligenarbeit dient. 

Auf den geschichtlichen Pfaden der Diakonie in Deutschland

Bereits am 8. Mai 2019 folgte der Gegenbesuch aus Aarhus. Nach einer Begrüßung durch Prof. Dr. Ulrike Suhr gab es eine Führung über das Gelände des Rauhen Hauses. Hierbei lernten die Gäste die Stiftungsgeschichte und -entwicklung seit ihrer Gründung 1833 durch Johann Hinrich Wichern sowie die Bedeutung des Rauhen Hauses für die Ausgestaltung der Diakonie in Deutschland kennen. Neben einem Besuch des Alten Hauses, dem ehemaligen Wohnhaus von Wichern, machte die Gruppe halt bei verschiedenen Stiftungseinrichtungen, wie der Sozialpsychiatrie, dem Gymnasium, den Stabsstellen, dem Handwerkerhaus und den Wohngruppen.

Daran anschließend wurden die Gäste durch Prof. Dr. Kathrin Hahn, damalige Prorektorin und jetzige Rektorin der Evangelischen Hochschule, begrüßt und durch eine Präsentation von Janna Schlegelmilch mit den Forschungsschwerpunkten, den (inter)nationalen Kooperationen und den Studienstrukturen der Evangelischen Hochschule vertraut gemacht. Den Abschluss des Tages bildete eine Gruppenarbeit. Anhand biblischer Texte diskutierten die Studierenden diakonische und sozialarbeiterische Themen wie Gerechtigkeit, Heilung sowie den Umgang mit verwundbaren Personen und Randgruppen. Die Fragen „Wie lesen wir als angehende Diakon_innen diesen Text heute?“ sowie „Was bedeutet das für mein Verständnis von Professionalität?“ waren hierbei leitend.

Sowohl der Besuch in Aarhus als auch der Gegenbesuch in Hamburg wurde von den Studierenden als sehr positiv bewertet. Der gegenseitige Austausch ermöglicht es allen Beteiligten im gemeinsamen Dialog voneinander zu lernen und hierbei neue Perspektiven auf Diakonie sowie auf das Verhältnis von Diakonie und Sozialer Arbeit zu entwickeln. Der nächste Besuch ist für Mai 2020 geplant.

Am 2. Mai 2018 war unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Suhr, Prof. Dr. Gabriele Schmidt-Lauber und Janna Schlegelmilch nun bereits zum zweiten Mal eine Studiengruppe der Diakonieschule Aarhus aus Dänemark zu Gast an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie. Dieser Austausch kam aufgrund der ähnlichen Konzeption der Studiengänge beider Hochschulen zustande. So ist sowohl für die Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie als auch für die Diakonieschule Aarhus profilbildend, dass Diakonie einen festen Bestandteil der Bachelor-Studiengänge darstellt. Im Rahmen dieses Treffens wurde den Lehrenden sowie den Studierenden die Stiftung Das Rauhe Haus, das Studienangebot sowie das internationale Austauschprogramm der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie vorgestellt.

Das Selbstverständnis als Diakon_in

Anschließend fand ein interaktiver Austausch zusammen mit den Lehrenden und Studierenden der Diakonieschule Aarhus sowie Studierenden des Diakonieseminars der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie statt. Hierbei kamen unter anderem folgende Fragen auf: Wie ist das Bild von Sozialarbeiter_innen in der Gesellschaft? Welche Rolle wird Diakon_innen zugeordnet und wie definiert sich Diakonie im Unterschied zur Sozialen Arbeit? Sowohl von deutschen als auch dänischen Studierenden wurde die Identität als Diakon_in begründet mit einem bestimmten Menschenbild, das auf religiös geprägten ethischen Werten basiert und das eigene sozialarbeiterische Handeln prägt.

Diakonie im internationalen Vergleich

Zudem diskutierten die Teilnehmenden die Unterschiede zwischen Deutschland und Dänemark in Bezug auf Diakonie. Dabei wurde deutlich, dass der Titel Diakon_in in Dänemark, anders als in Deutschland, entkoppelt ist von der kirchlichen Einsegnung oder der kirchlichen Zugehörigkeit. Entsprechend beenden alle Studierenden das Studium mit dem Titel „Soziale_r Diakon_in“. Jedoch lässt sich ein Großteil der Studierenden nach Beendigung des Studiums zusätzlich als Diakon_in in der Dänischen Kirche einsegnen. Dies wurde unter anderem darin begründet, dass die Kirche in Dänemark in das staatliche System integriert ist und der Großteil der dänischen Gesellschaft Mitglied der Dänischen Kirche ist. An der Evangeschen Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie hingegen stellt der Abschluss als Diakon_in eine Zusatzqualifikation über das Studium hinaus dar, die zugleich an die Einsegnung und die Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche gekoppelt ist.

Gewinnbringender Expertisenaustausch mit Fortführung

Als Abschluss des Treffens folgte auf die Diskussionsrunde eine gemeinsame Besichtigung des Alten Hauses. Das Treffen stellt eine Fortführung und den Ausbau eines länderübergreifenden Expertisenaustauschs über die integrative Gestaltung diakonischer und sozialarbeiterischer Studieninhalte dar. Der gemeinsame Austausch wurde von allen Beteiligten als sehr bereichernd empfunden, sodass weitere Besuche sowie ein Gegenbesuch in Aarhus für die Zukunft geplant sind.