Farbige Illustration einer Menschengruppe von Erwachsenen, Kindern, Rollstuhlfahrern und älteren Menschen ©Adobe Stock
Gleichstellung und Vielfalt

Gleichstellung und Vielfalt

Die Hochschulleitung der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie sieht sich im höchsten Maße verantwortlich für die Umsetzung einer diversitätssensiblen Hochschule. In ihrem Gleichstellungskonzept verfolgt sie die Entwicklung von Diversität, Chancengerechtigkeit für alle Hochschulangehörigen und will Diskriminierung entgegenwirken.

Das Gleichstellungskonzept der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie können Sie hier herunterladen.
 

Gleichstellungsbeauftragter der Hochschulleitung

Veröffentlichungen zum Thema

Hier stellen wir Ihnen drei Veröffentlichungen von ehemaligen Studierenden unserer Hochschule vor, die sich mit den Themen Sexarbeit, intersektionaler Ungleichheit und Internet-Pornografie befassen. 

"Als Gleichstellungsbeauftragter der Ev. Hochschule erachte ich die Themen von Gleichstellung, Anti-Diskreminierung und Vielfalt für die Weiterentwicklung unserer Hochschule für absolut zentral. An unserer Hochschule werden diese Fragen zunehmend diskutiert und mit entsprechenden Arbeiten auf allen Ebenen des wissenschaftlichen Lernens und Forschens behandelt. Daher haben wir uns mit Freude und Stolz entschlossen, einige, herausragende Beispiele für diese Aktivitäten an unserer Hochschule auf dieser Seite den interessierten Leser*innen zu präsentieren, um damit Information, kontroverse Diskussion und Engagement zu befördern. Denken, Engagement und Forschung sind heute mehr denn je in einem stetigen Fluss und nur so können sie sich weiterentwickeln, zum Wohle von uns allen, in diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch eine anregende und aufklärende Lektüre." 

Siegfried H. X. Saerberg, Gleichstellungsbeauftragter

Nadja Habibi: „Prostitution versus Sexarbeit. Feministische Debatten und Implikationen für die Soziale Arbeit“

12,00 €, 136 Seiten, ISBN: 978-3948731083, Verlag Marta Press

„In ihrer jüngst als Buch veröffentlichten Bachelorarbeit ‚Prostitution vs. Sexarbeit – feministische Debatte und Implikationen für die Soziale Arbeit‘ behandelt Nadja Habibi die unterschiedlichen Sichtweisen auf den Verkauf von sexuellen Leistungen durch Frauen an Männer aus einer liberal-feministischen Sichtweise einerseits und aus einer abolitionistischen Perspektive andererseits.

Beide Sichtweisen speisen sich dabei aus sehr unterschiedlichen feministischen Traditionen und Thematisierungsweisen und münden in einer sehr unterschiedlichen Gestaltung von praktischen Hilfsangeboten seitens der Sozialen Arbeit. Hervorzuheben an dieser Arbeit ist, dass die Autorin immer eng an den polit-ökonomischen Hintergründen und Implikationen von Gesetzgebung, feministischen sozialen Bewegungen und der Gestaltung von Hilfsangeboten argumentiert und so zu einem umfassenden Blick auf die zunächst rein theoretisch erscheinende Debatte kommt.

Dazu trägt insbesondere auch der Rekurs auf die internationalen Debatten und Praxisbezüge bei. Die Autorin argumentiert abschließend für eine Re-Aktualisierung der abolitionistischen Perspektive in Politik und Praxis, da die liberal-feministische Haltung auf ‚Sexarbeit‘ im Zusammenhang mit der gesellschaftlichen Durchsetzung des Neoliberalismus zu sehen sei und sich dies auch in der affirmativen Gestaltung von Hilfsangeboten für die betroffenen Frauen niederschlage.“

(Christof Beckmann)

Alex Kauffmann: „Wirkungsmacht unter dem intersektionalen Ansatz. Was bedeuten subjektive Unterdrückungserfahrungen im Ansatz der Intersektionalität für die Funktion Sozialer Arbeit?“

12,00 €, 112 Seiten, ISBN: 978-3-948731-05-2, Verlag Marta Press

„Alex Kauffmann beleuchtet in ‚Wirkungsmacht unter dem intersektionalen Ansatz‘, das auf ihrer Bachelorthesis fußt, den intersektionalen Ansatz und dessen Bedeutung für eine auf Befreiung orientierte Soziale Arbeit. Zentral geht es ihr um Möglichkeiten der Sozialen Arbeit, Befreiung nicht nur für die Einzelnen, sondern strukturell anzustreben und umzusetzen.

Die Entstehung und Bedeutung von miteinander verschränkten Unterdrückungs- und Diskriminierungsdimensionen wird dabei in einem reflexiven Dialog mit zentralen Protagonist*innen und Wegbereiter*innen (insbes. bell hooks und Kimberly Crenshaw) im wahrsten Sinne des Wortes zum Sprechen gebracht. Ebenso eindrücklich sind die Verknüpfungen ihrer Analyse mit eigenen Erfahrungen, Konflikten und Motiven, ohne dabei in einen subjektiv-bewertenden Duktus abzugleiten.

Erkenntnisleitend sind vielmehr durchgehend die Spannungen einer auf Befreiung orientierten Sozialen Arbeit im Zusammenhang mit den unterdrückerischen Mechanismen, die Soziale Arbeit qua gesellschaftlicher Funktionsbestimmung reproduziert. Mit Bezug auf Freire wird eine Soziale Arbeit als Begleitung der Unterdrückten bei ihren eigenen Befreiungsprozessen formuliert und eingefordert, ohne die zugehörigen Konsequenzen und Konflikte auszublenden. Alex Kauffmann geht es in ihrer Untersuchung darum, die Wirkmacht der Sozialen Arbeit als ‚politische Kraft‘ zu fundieren sowie Haltungs- und Handlungsorientierungen für eine entsprechende Praxis aufzuzeigen.

Dass sie keine abschließende Antwort auf die große Frage präsentiert, wie ‚die Befreiung aus unterdrückenden Verhältnissen zu erreichen‘ sei, sondern weiterführende analytische und handlungspraktische Fragen sowie instruktive Erkenntnisse, Perspektiven und Anforderungen an eine kritische Soziale Arbeit reflektiert, rundet das überaus lesenswerte und anregende Werk ab – auch wenn oder gerade weil es sich für die Verfasserin ‚unbefriedigend‘ anfühlt.“

(Tilman Lutz)

Björn Klein:Die Wirkung von Internet-Pornografie auf Kinder und Jugendliche. Wirkungstheorien, empirische Studien und pädagogische Konzeptualisierungen auf dem Prüfstand“

15,00 €, 136 Seiten, ISBN: 978-3-948731-03-8, Verlag Marta Press

„Björn Klein erkundet in seiner bereits 2021 als Buch bei Marta Press erschienenen Abschlussarbeit, welche empirischen Befunde es zur Wirkung von über das Internet verbreiteten Pornos auf junge Menschen gibt. Neben aktuellen theoretischen und begrifflichen Auseinandersetzungen zur Frage, was Pornos eigentlich sind und welche gesellschaftliche Funktion sie erfüllen, beschäftigt ihn dabei vor allem die Frage, inwieweit die – nicht mehr so neuen – Möglichkeiten des Web 2.0 Vermarktungsmechanismen und Konsum von Pornos verändern.

Überzeugend arbeitet der Verfasser heraus, dass Definitionen des Begriffs ‚Porno‘ besonders anfällig sind, unreflektiert zeitgebundene (Un-)Werturteile mitzuführen, mithin die wissenschaftliche Analyse eher verstellen als ermöglichen. Die dargestellten sexuellen Praktiken werden auch heute noch als ‚primitiv‘, ‚grob aufdringlich‘, ‚anreißerisch‘ etc. tituliert und unterstellen eine klare Unterscheidbarkeit von gesellschaftlich erwartetem ‚normalem‘, ‚gesundem‘ partnerschaftlichem Sexualverhalten und hiervon abweichenden, auf das körperliche und den schnellen Genuss reduzierte Praktiken bzw. mediale Darstellungsformate.

Mit Blick auf die handlungspraktische, sozialarbeiterische Perspektive – und anknüpfend an das Konzept der ‚Sexualitäts-Assemblagen‘ (Hipfl) gelingt es Björn Klein zugleich ausgesprochen überzeugend, eine differenzierende Position stark zu machen, die eine kritische Reflexion sowohl moralisierender als auch gegenwärtig vielfältig anzutreffender indifferenter pädagogischer Positionen ermöglicht. Mit Verweis auf Schweigeklauseln und ganz konkrete Gewaltakte gegen Pornodarsteller*innen im Verlauf der Produktionen betont Björn Klein im Fazit, dass ‚die umfassende kritische, d.h. auch produktionskontextuelle und darsteller*innen-empathische Reflexion von Pornografie eine zentrale pädagogische Aufgabe‘ bilde. ‚Ausgeprägt pornografie-liberale pädagogische Konzeptualisierungssegmente […] scheinen solange einseitig, wie ihnen keine dezidierten kritischen (Selbst-)Aufklärungs- und Reflexionsvorschläge für Kinder und Jugendliche zur Seite gestellt werden.‘"

(Johannes Richter)