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"Nach manchen Unterrichtsstunden bin ich tief bewegt!"
Herr Ahrens, warum haben Sie sich für eine Dozenten-Tätigkeit an der Ev. Hochschule entschieden?
Ich war 14 Jahre im Vorstand des Diakonischen Werks Hamburg, davon zehn Jahre als Landespastor und Vorstandsvorsitzender. Das war eine sehr erfüllende, aber auch anstrengende Aufgabe, die ich in diesem Umfang mit 61 Jahren nicht mehr bis zum Ruhestand machen wollte. An der EH zu lehren, belebt mich nun ungemein und ist ein Schritt nach vorne, der sich toll anfühlt.
Welche Bilanz ziehen Sie nach fast vier Monaten?
Es ist so, wie ich es gehofft hatte! Ich habe hier sehr nette Kolleg_innen und das Unterrichten macht mir wahnsinnig viel Spaß. Mich in ein Thema einzuarbeiten und dazu zu lesen, beflügelt mich. Das ist meine Welt, daran habe ich große Freude. Die Studierenden sind freundlich und klug, und ich habe Unterrichtsstunden, nach denen ich zutiefst bewegt bin davon, wie ernsthaft das Thema diskutiert wurde.
Neben der Lehrtätigkeit haben Sie noch eine andere Aufgabe…
Richtig. Mein Auftrag lautet, eine Art Bildungslandkarte der Nordkirche zu erstellen, aus der hervorgehen soll, welche Bildungswege mit welchen Abschlüssen und gegenseitigen Anerkennungen künftig in der Nordkirche zum Beruf der/des Gemeindepädagog_in bzw. Diakon_in führen. Das beinhaltet unter anderem eine enge Zusammenarbeit der Hochschule mit dem Pädagogisch-Theologischen Institut in Ludwigslust, das Gemeindepädagog_innen ausbildet. Darüber hinaus soll ich nach möglichen Vernetzungen der Hochschule mit weiteren Institutionen suchen. Es tut unserer Hochschule gut, starke Partner_innen zu haben.
Wie lassen sich die Chancen für Diakon_innen verbessern?
Wir müssen erreichen, dass sowohl die Diakonie als auch die Nordkirche verstehen, dass sie diesen Berufsstand künftig mit Blick auf den Fachkräftemangel dringend brauchen werden und ihn deshalb jetzt attraktiv machen müssen. Es ist wichtig, dass Kirche und Diakonie jetzt verstärkt Stellen ausschreiben, damit ein Pull-Effekt entsteht und es sich unter angehenden Studierenden herumspricht, dass man mit der Qualifikation vielfältige Arbeitschancen hat.
Was können Sie über das Netzwerktreffen Diakoniewissenschaft berichten, das kürzlich stattgefunden hat?
Bei dem Treffen kommen jährlich Diakoniewissenschaftler_innen zusammen. Wir haben uns dieses Jahr mit Religions- und Kultursensibilität in der Sozialen Arbeit beschäftigt. Das Thema ist sehr wichtig, denn unsere Klientel wird zunehmend divers. Insbesondere für viele zugewanderte Menschen ist Religion eine wichtige Ressource und ein entscheidender Resilienzfaktor. Übrigens ist das auch ein wesentlicher Bestandteil des Profils diakonischer Einrichtungen: Hier gibt es die Kompetenz, mit religiösen Fragen achtsam, kompetent und ressourcenorientiert umgehen zu können.
Was wünschen Sie sich für Ihre Zeit am Rauhen Haus?
Dass ich in den nächsten fünf Jahren weiterhin viel Freude an der Zusammenarbeit mit den Kolleg_innen und Studierenden habe und etwas bewirken kann. Derzeit unterrichte ich unter anderem ein Seminar mit dem Titel „Gott ist queer“ – ein politisch sowie theologisch hochinteressantes Thema. Ich bin sehr gespannt, was noch alles kommt und mit welchen Inhalten ich mich noch beschäftigen darf.