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Fachtag: Minderjährige Wohnungslose im Fokus

"Obdachlose Kids von der Straße holen": So lautete das Motto einer Fachveranstaltung der Ev. Hochschule am 21. Februar.

In Deutschlands Großstädten gibt es immer mehr Minderjährige und junge Erwachsene ohne Obdach - in Hamburg betrifft dies allein mindestens 150 Minderjährige. Ein unhaltbarer Zustand, wenn man bedenkt, dass sie nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz in Obhut genommen werden müssten. 

Mit diesem Thema beschäftigte sich nun der Fachtag der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie in Kooperation mit dem Netzwerk „Tu was, Hamburg!“ im Wichern-Saal des Rauhen Hauses. Moderiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Christof Beckmann, Prof. Dr. Cora Herrmann und Ronald Prieß, Botschafter der Straßenkinder Hamburg und Mitglied im AK Kinder, Jugend und Bildung der Patriotischen Gesellschaft. 

Praxisbeispiel für Hilfe bei Wohnungslosigkeit von Minderjährigen

Anlass der Veranstaltung war ein Eckpunktepapier, welches die AG Wohnungen für Straßenkinder, bestehend aus zahlreichen Fachkräften und Erfahrungsexpert*innen, verfasst hat. Darin enthalten sind Vorschläge für die Hamburger Kinder- und Jugendhilfe auf Basis der Praxis der Werkstatt Solidarität Essen gGmbH in Nordrhein-Westfalen. Kernpunkte dieses Vorschlags sind ein integriertes Angebot von Straßensozialarbeit, pädagogisch intensiv begleitetem Einzelwohnen und Nachsorge. Umgesetzt werden soll dies über eine trägerübergreifende Kooperation und Verbindung von Ideen und einen Wohnungspool.

Nach der Begrüßung – u.a. durch den AStA der Ev. Hochschule – referierte Peter Heemann, Geschäftsführer der Werkstatt Solidarität Essen gGmbH, über die Praxiserfahrungen seiner Initiative. Prof. Dr. Johannes Richter von der Ev. Hochschule lieferte eine Bewertung des Eckpunktepapiers aus Sicht der Wissenschaft. Im Anschluss an die Vorträge fand ein Podiumsgespräch unter Einbeziehung des Publikums statt mit Vertreter*innen aus der sozialarbeiterischen Praxis und aus Politik sowie dem Leiter der Abteilung Familie und Kindertagesbetreuung der Sozialbehörde in Hamburg, Dr. Dirk Bange.

Bedingungslose Grundversorgung für minderjährige Wohnungslose bald auch in Hamburg

Rund 120 Besucher*innen, darunter Studierende, Lehrende sowie Fachkräfte des Rauhen Hauses und anderer Träger, besuchten den Fachtag im Wichern-Saal. „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg“, resümiert Prof. Dr. Cora Herrmann. „Dr. Bange kündigte an, die Gespräche mit den Verfasser*innen des Eckpunktepapiers fortzusetzen. Er hat einen Termin für Ende März ins Auge gefasst. Das Konzept soll nun auch in Hamburg umgesetzt werden. Noch in diesem Jahr möchte die Sozialbehörde mit einer kleinen Anzahl von Plätzen beginnen.“ 

Die auf dem Podium vertretenen Fachabgeordneten unterstützten diesen Vorschlag und kündigten an, diesen in die Koalitionsverhandlungen einbringen zu wollen. Es gibt auch schon Träger, die sich vorstellen können einen Trägerverbund auf den Weg zu bringen. Auf dem nächsten Kinder- und Jugendhilfegipfel am 4. April 2025 in der Patriotischen Gesellschaft soll dieses neue Angebot in der Kinder- und Jugendhilfe gemeinsam mit der Fachbehörde weiter öffentlich bewegt werden. Die gesamte Veranstaltung wurde aufgezeichnet und wird zeitnah auf der Seite von „Tu Was, Hamburg!“ eingestellt unter https://tu-was-hamburg.de/.

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Eine angeregte Podiumsdiskussion stand beim Fachtag auf dem Programm.

Peter Heemann, Geschäftsführer der Werkstatt Solidarität Essen gGmbH, sprach über das "Housing First"-Projekt in NRW.

Rund 120 Menschen besuchten die Veranstaltung im Wichern-Saal. (Fotos: Gisela Köhler)